Illustration - Bianca Seiser

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Max Schanz & die Striezelkinder

Der Dresdner Striezelmarkt - Eine Tradition aus dem Erzgebirge

Der Dresdner Striezelmarkt ist einer der ältesten und bekanntesten Weihnachtsmärkte der Welt. Er wurde meist auf dem Altmarkt abgehalten und beruht auf einer langen Tradition. Der Name stammt von Striezel, einem früheren weihnachtlichen Gebäck, welches im Laufe der Jahrhunderte verfeinert wurde und heute als Echter Dresdner Christstollen ® bekannt ist.

Geschichte des Striezelmarkts

Das städtische Waisenhaus unterhielt um 1700 auf dem Striezelmarkt "Strumpfbuden", die Holzwarenhändler und Kaufleute vom Lande begannen bemaltes Kinderspielzeug anzubieten, das sie als sogenannte Verleger von den Heimarbeiterfamilien im Erzgebirge gekauft hatten. Von da an bereicherten Schnitzereien und Drechselwaren das Angebot. Im Jahr 1853 setzt der Maler Ludwig Richter mit seinem Holzschnitt "Ausverkauf wegen Geschäftsaufgabe" den Kindern ein Denkmal, die im kalten Winter ihre Waren feilbieten. Später wird der kleine "Pflaumentoffel" ein Symbol des Striezelmarktes. Im Jahr 1910 wird der Verkauf durch Kinder auf dem Striezelmarkt untersagt.

Die Striezelkinder:

Eine zeitlose Tradition aus dem Erzgebirge

Die Striezelkinder wurden Anfang der 1930er Jahre von Max Schanz geschaffen. Der langjährige Direktor der Seiffener Fachschule für Holzspielzeug und Holzgestaltung gestaltete die Symbolfiguren des Dresdner Striezelmarkts nach den Motiven des Holzschnittes von Ludwig Richter. Neben Max Schanz ist es aber auch der Drechsler und Kunstgewerbler Max Auerbach (1865-1958), der sich um die Gestaltung und Herstellung dieses Figurenpaares verdient gemacht hat.

Die gedrechselten Figuren versuchen in ihrem Formencharakter jenen frierenden, einige Kleindinge feilbietenden und auf einen winzigen Erlös angewiesenen Kindern auf dem Dresdner Striezelmarkt ein Denkmal zu setzen. Viel zu große Jacken von herber Farbigkeit verhüllen die Oberkörper, die Beine stecken in dicken schwarzen Stiefeln, Schal, Kopftuch und Mütze versuchen vor der Winterkälte zu schützen. Die hölzernen Kindergestalten sind leicht nach hinten geneigt, um das Gewicht der mit allerlei “Weihnachtskram” gefüllten Bauchläden auszugleichen. Aus den geöffneten, leicht ausgehöhlten Mündern vermag man fast den bittenden Ruf zu hören: “Liebe Leute, kauft doch was!” Die historisch wertvolle Figurengruppe ‚Striezelmarktkinder’ und die Kurrende erhalten bereits im Jahr 1937 zur Weltausstellung in Paris eine Goldmedaille.

Diese hier abgebildete Figurengruppe ist wohl die bekannteste Darstellung der Striezelkinder aus dem Erzgebirge.

Max Schanz:

Der Designer der Striezelkinder aus dem Erzgebirge

Max Schanz war ein Designer und langjähriger Direktor der Seiffener Fachschule für Holzspielzeug und Holzgestaltung. Er schuf die Striezelkinder Anfang der 1930er Jahre nach den Motiven des Holzschnittes von Ludwig Richter. Zusammen mit dem Drechsler und Kunstgewerbler Max Auerbach hat er sich um die Gestaltung und Herstellung dieses Figurenpaares verdient gemacht. Die Striezelkinder sind ein wichtiger Bestandteil der Seiffener Volkskunst und haben im Laufe der Jahre viele Designer und Handwerker inspiriert. Max Schanz hat als Lehrer und Direktor der Spielwarenfachschule die Spielzeugproduktion im Erzgebirge maßgeblich geprägt.

Wer noch mehr über Max Schanz lesen möchte, der Autor “Christian Ruf” hat auf der Webseite oiger eine tolle Rezension über den Sammelband „Max Schanz. Spielzeug Gestalten im Erzgebirge“ geschrieben, darin würdigen die Enkel das Werk ihres Großvaters – und gehen bis in die Zeit kurz nach dem ersten großen Maschinenkrieg zurück.

Fotograf (Verlag) Pfauder (A. & R. Adam)

Bild: formost.de

Die Striezelkinder:

Wie eine Wunderkerze das Erzgebirge zum Funkeln brachte

In den 1930er Jahren wurden die Produkte der Seiffener Fach Gewerbeschule, darunter die Kurrendesänger, Lichterengel und -bergleute sowie die Striezelkinder, vom "Sächsischen Heimatschutz" vertrieben. In einem Verkaufsprospekt des Heimatschutzes beschrieb Gertraud Enderlein das stimmungsvolle Bild mit den Striezelmarktkindern und der Funken sprühenden Wunderkerze. Eine Besonderheit dieser Holzfiguren war, dass in den Fausthandschuhen beider Figuren eine winzige Bohrung angebracht war, um eine Wunderkerze aufzunehmen. Diese Fertigungstechnik wurde jedoch nur bis in die 1970er Jahre beibehalten. Die Figuren von damals boten ein beeindruckendes Schauspiel, wenn im dunklen Weihnachtszimmer kleine Wunderkerzen in den Händen der Striezelkinder die Stube in ein stimmungsvolles Funkeln und Flimmern tauchten.

Die Striezelkinder der Seiffener Volkskunst: Eine zeitlose Tradition mit feinen Unterschieden

Im Jahr 1972 erhielt die Werkstatt von Max Auerbach für die Striezelmarktkinder die Urkunde "Anerkanntes Erzeugnis der Seiffener Volkskunst". Die Fertigung der Figuren wurde schließlich von der PHG Seiffener Volkskunst übernommen, die im Jahr 1958 gegründet wurde. Obwohl sich das äußere Erscheinungsbild der Figuren in den über 75 Jahren ihrer Fertigung kaum verändert hat, können Kenner und Sammler dennoch Unterschiede feststellen. Zum Beispiel wurden die Pflaumentoffel im Bauchladen des Jungen ursprünglich aus braun gebeiztem dünnen Holzdraht gefertigt, während sie heute aus Metall bestehen. Das Motiv der Marktkinder hat Designer und Handwerker immer wieder inspiriert, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Striezelkinder als Bestandteil des „Lebendigen Spielzeugs“ in Seiffen

Noch heute ziehen bei Umzügen Kinder als Striezelkinder verkleidet durch das Seiffener Dorf, um an die Dresdner Originale zu erinnern und wenn man etwas Glück hat, begegnen Sie den Besuchern des Seiffener Weihnachtsmarktes beim Bummel durch das Spielzeugdorf. Natürlich werden auch schöne Dinge aus dem Bauchladen heraus verkauft.

Hier die Fakten:

  • Die Striezelkinder wurden Anfang der 1930er Jahre von Max Schanz geschaffen.

  • Die hölzernen Kindergestalten sind leicht nach hinten geneigt, um das Gewicht der mit allerlei Weihnachtskram gefüllten Bauchläden auszugleichen.

  • Die historisch wertvolle Figurengruppe ‚Striezelmarktkinder’ und die Kurrende erhielten bereits im Jahr 1937 zur Weltausstellung in Paris eine Goldmedaille.

  • Die Werkstatt Max Auerbachs wurde 1972 für die Striezelmarktkinder die Urkunde “Anerkanntes Erzeugnis der Seiffener Volkskunst” ausgestellt.

  • Als lebendiges Erbe ist schließlich die Fertigung der Figuren von der 1958 gegründeten PHG Seiffener Volkskunst übernommen worden.

  • Der Seiffener Holzgestalter Hans Reichelt entwarf innerhalb einer Vitrinenfigurenserie mit Drahtarmen eine Variante der Striezelkinder.

  • Hergestellt wurde das Sortiment seit 1972 in den Seiffener Betriebsstätten des damaligen VEB Kombinat Holzspielwaren VERO Olbernhau.

  • Ein spezielles Katalogblatt zeigt Ende der 1970er Jahre das aus Automatendrehteilen gefertigte Kinderpaar, zu dem als Handelssortiment offenbar noch ein kleines Spanbäumchen gehörte.

  • Der Pflaumentoffel selbst musste auf zwei winzige, beinlose Dockenfigürchen reduziert werden, aber als traditionelles Kennzeichen hat er natürlich auch bei den kleinformatigen Sammelfiguren nicht fehlen dürfen.

Quellen: spielzeugmuseum-seiffen | mdr.de/kultur | max-schanz


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